Herz in Bewegung Ausgabe 51

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  • Editorial
  • Herz-Aktiv-Monat
  • Medizin und Wissenschaft
  • Für die Übungs-Praxis
  • Aus der Geschäftsstelle
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1. Lp(a) – Patienten in Bad Gottleuba am 6.5.2017

Hinter der Abkürzung Lp(a) verbirgt sich eine seltene und für die Betroffenen be- drohliche Fettstoffwechselstörung, die zu vorzeitiger Verkalkung der Gefäße und zu vorzeitigem Herzinfarkt führen kann. Lp(a) heißt Lipoprotein(a).

Herzinfarktpatienten gelten als „jung“, wenn der Infarkt bei Männern vor dem 50. Lebensjahr, bei Frauen vor dem 60. Lebensjahr eintritt. Gerade bei in diesem Sinne jüngeren Menschen kommt der Herzinfarkt „aus heiterem Himmel“ und völlig unerwartet. Und leider trifft er auch häufig Menschen, die gesundheitlich „alles richtig“ gemacht haben, also schlanke, bewegungsfreundliche Nichtraucher mit normalem Zuckerstoffwechsel und gut reguliertem Blutdruck.

Nach dem ersten Schock und nach der in Sachsen meist sehr erfolgreichen akutmedizinischen Sofortbehandlung im Katheterlabor kommen dann spätestens in der Rehabilitation die Fragen nach dem „Warum?“.

Bei der Frage nach den Ursachen werden die gängigen Risikofaktoren überprüft (Rauchen, Cholesterin, Blutzucker, Blut- druck, Fehlernährung, Bewegungsmangel und so weiter). Gerade bei jüngeren Betroffenen mit positiver Familienvorge- schichte sollte auch an Lipoprotein(a) gedacht werden, eine seltene vererbte Fettstoffwechselstörung.

Der Risikofaktor Lipoprotein(a) (= Lp(a), gesprochen Ell-Pee klein A) wird stark vererbt, führt zur vorzeitigen Verkalkung der Gefäße und erhöht die Herzinfarktgefahr schon in jüngerem Alter.

In der Klinik für Herz-Kreislauf-Erkrankungen der MEDIAN Klinik Bad Gottleuba werden zahlreiche relativ junge Patienten mit schweren Gefäßerkrankungen des Herzens oder der Beine zugewiesen. Bei vielen dieser Patienten besteht grundsätzlich der Verdacht auf zusätzlich vorliegende vererbte Risikofaktoren des Fettstoffwechsels. Daher wird bei uns bei diesen Patienten nach bestimmten Kriterien das Lipoprotein(a) bestimmt. Ein behandlungsbedürftig erhöhter Wert (über 120 nmol/l bzw. über 60 mg%) hat enorme Konsequenzen für das Leben des Patienten.

Leider gibt es keine Medikamente, die dieses Lipoprotein zuverlässig absenken können. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die zukünftige Gefahr von Herz- und Gefäßkomplikationen zu verringern.

Die Betroffenen brauchen eine sorgfältige und intensive Beratung, bei der alle Probleme und Fragen im Umfeld der Erhöhung von Lp(a) angesprochen werden können. In der MEDIAN Klinik Bad Gottleuba haben wir in den letzten 2 Jahren über 200 auffällige Patienten mit dieser Fettstoffwechselstörung identifiziert. Es wurde eine systematische Schulungsveranstaltung für Betroffene während der Rehabilitation eingeführt.

Aus den Gesprächen mit den Patienten entwickelte sich das Projekt, gemeinsam mit dem Landesverband Sachsen für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen LVS/PR und medizinischen Experten des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, des Helios Vogtland-Klinikums Plauen und der Praxis Cardiologicum Dresden / Pirna regelmäßige Patiententreffen für Betroffene in Bad Gottleuba anzubieten.

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Rehasport in Borna

Happy Birthday, Herzsportgruppe

Wer rastet, der rostet: Seit nunmehr zwanzig Jahren schnüren Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Bornaer Klinikum ihre Sportschuhe, um gesund zu werden und zu bleiben.

Aus Sportraum 1 dringt das Geräusch aufprallender Gummibälle in den Flur des Instituts für therapeutische Medizin. Einmal pro Woche trainieren die Patientinnen und Patienten hier unter physiotherapeutischer bzw. sporttherapeutischen Anleitung und ärztlicher Aufsicht Koordination, Kraft und Ausdauer. Eine von ihnen ist Brigitte L. Sie ist seit 12 oder 15 Jahren dabei, so genau weiß sie es gar nicht. „Ich bin immer wieder hierhergekommen, weil es echt schön ist und einen aufbaut“, sagt die sportlich wirkende 70-Jährige. Ins Leben gerufen wurde die Herzsportgruppe durch Dr. Uwe Müller, den stellvertretenden Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, und die Physiotherapeutin Annette Krusche.

„Die Kollegen wollten den Patienten aus der Region die Möglichkeit geben, wohnungsnah etwas für ihre Gesundheit zu tun“, sagt Jan Geishendorf, der als Sporttherapeut die Gruppe anleitet. Das erste Training fand im Jahr 1997 mit einer kleinen Gruppe Patienten statt. Mittlerweile gibt es acht Herzsportgrup- pen mit 100 Patientinnen und Patienten. Geeignet ist der Herzsport für alle, die unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Bei Brigitte L. waren es gleich vier Herzinfarkte. Den ersten erlitt sie im Alter von 50 Jahren, der letzte liegt vier Jahre zurück. Dass es keineswegs so ist, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen nur ältere Menschen betreffen, bestätigt auch Jan Geishendorf. „In der Gruppe, die wir speziell für Berufstätige eingerichtet haben, sind Teilnehmer, die meine älteren Brüder sein könnten“, sagt der 29-Jährige. Ergänzt wird das Bewegungsprogramm durch Vorträge der behandelnden Ärztinnen und Ärzte – zum Beispiel zu Themen wie Sturzprophylaxe, Ernährung oder zum Einfluss des Wetters auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Ziel der Herzsportgruppen ist es, Bewegungsfreude zu vermitteln und zu motivieren, jeden Tag etwas mehr zu tun. Da- für lassen sich die Übungen leicht in den Alltag einfügen und Fahrradständer auf einer Wanderstrecke werden beispiels- weise zu optimalen Trainingsgeräten für Liegestütze. „Erst die zusätzliche Bewegung macht den Unterschied“, sagt Jan Geishendorf. „Eine Kniebeuge mehr oder drei Stufen mehr, die jemand ohne Pause steigen kann, das sind schon kleine Erfolge.“ Auch Brigitte L. tut mehr. Neben dem Herzsport in der Klinik trainiert sie zwei Mal in der Woche in einem Fitnessstudio mit einem Programm, das auf ihren Gesundheitszustand angepasst ist.

Weitere Informationen finden Sie in der oben genannten Ausgabe Herz in Bewegung, Ausgabe 51.