Leitfaden zur Gründung einer Herzgruppe

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Was sind Herzgruppen?

Herzgruppen sind ärztlich betreute und durch einen qualifizierten Übungsleiter geleitete Gruppen von maximal 20 Herzpatienten, die sich mindestens einmal pro Woche zum Bewegungstraining (Rehabilitationssport) treffen. Dabei werden gemäß dem ganzheitlichen Ansatz in der Rehabilitation auch Elemente aus den Bereichen Stressbewältigung / Entspannungsverfahren, gesunde Ernährung / Gewichtsreduktion sowie regelmäßige krankheitsbezogene Informationen in Form von gesundheitsbildenden Maßnahmen durchgeführt.

Herzgruppenstunden finden grundsätzlich unter Anwesenheit eines sicherstellenden Arztes, der mit entsprechender Notfallausrüstung – wie Defibrillator und Notfallkoffer – ausgestattet ist, statt. Jede Übungsstunde beginnt mit einem Kurzcheck durch den Arzt, den Sie auch während der Übungsstunden konsultieren können.

Warum lohnt es sich einer Herzgruppe beizutreten?

Durch die Teilnahme an einer Herzgruppe wird Ihnen

  • Rehabilitationstraining geboten,
  • Sie knüpfen und pflegen soziale Kontakte und
  • können Fragen und Antworten mit gleichgesinnten Personen austauschen.
  • Außerdem haben Sie vielfältige Möglichkeiten, wie Ballsport, Schwimmen, Walken, Gymnastik, u.v.m.

Wo gibt es Herzgruppen?

Auf unserer Detailkarte können Sie nach Ihrer wohnortnahen Herzgruppe suchen oder unser Herzgruppen-Verzeichnis einsehen. https://www.lvs-pr.de/ihre-herzgruppe-in-der-region/

Ärztliche Verordnung

In der Herzgruppe benötigen die Teilnehmer einen Antrag auf Kostenübernahme für Rehabilitationssport (Muster 56). Das Kreuz auf der Rückseite bei „Rehabilitationssport in Herzgruppen“ setzen und mit entsprechender Dauer ankreuzen.

Der Antrag auf Kostenübernahme für Rehabilitationssport muss vom Kostenträger genehmigt sein.

Umfang / Dauer / Teilnehmerzahl

Der Verordnungsumfang beträgt für die Erstverordnung 90 Übungseinheiten in 24 Monaten, für die Weiterverordnung 45 Übungseinheiten in 12 Monaten. Die Dauer je Einheit beträgt 60 Minuten. Es sind maximal 20 Teilnehmer in der Gruppe möglich.

Vergütung

Mit dem Verband der Ersatzkassen ist eine Vergütung von 9,60 € pro Teilnehmer und Übungseinheit verhandelt (Stand: 01.01.2023). Mit den Primärkassen auf Landesebene beträgt die Vergütung 9,00 € pro Teilnehmer und Übungseinheit (Stand 01.07.2022). Bei der Abrechnung gilt es die Positionsnummer 604504 anzugeben!

Inhalte

Die Inhalte in den Herzgruppen sind als ganzheitlich zu bezeichnen. Ausdauer-, Koordinations- und Krafttraining stehen im Vordergrund. Wichtig sind in dieser Gruppe auch Atem- und Entspannungsübungen. Ergänzt wird das Programm durch Schulungen und eine psychosoziale Betreuung. Die individuelle Belastbarkeit der Teilnehmer muss dringend
berücksichtigt werden (Details im Positionspapier).

Arzt und Übungsleiter

Es müssen während der gesamten Übungseinheit ein Arzt und ein Übungsleiter anwesend sein. Folgende fachliche Voraussetzungen/Qualifikationen sollte der Arzt mit einbringen:

  • Ärztliche Approbation
  • Mindestens einjährige Berufserfahrung in der Patientenversorgung
  • Facharztqualifikation (z.B. Internist, Kardiologe, Allgemeinmediziner, Hausärzte)
  • Falls keine mindestens einjährige Berufserfahrung vorliegt, besteht eine Fortbildungsmöglichkeit durch DGPR und deren Landesorganisationen

Eine der folgenden Voraussetzungen/Qualifikationen sollte der Übungsleiter mit einbringen:

  • Qualifizierter Übungsleiter gem. Ziffer 13.1 der BAR-Rahmenvereinbarung und BAR-Publikation Qualifikationsanforderungen Übungsleiter im Rehasport (Herzgruppen).
  • Qualifizierter Übungsleiter mit neuer Fortbildung der DGPR zum HerzgruppenleiterDGPR – Innere Medizin, fortgebildet im Bereich der kardiologischen Rehabilitation und vergleichbaren schweren Erkrankungen durch mindestens einjährige Tätigkeit innerhalb der Rehabilitation der Phase II oder Phase III oder durch Fortbildungsveranstaltungen der Landesorganisationen der DGPR.

Die DGPR und ihre Landesorganisationen bieten entsprechende Fortbildungen für Ärzte und Übungsleiter an.

Formale Voraussetzungen zur Gründung einer Herzgruppe

Verein / Träger

  • sollte Mitglied im Landessportbund sein und muss Mitglied eines Landesverbandes (z. B. Landesverband Sachsen für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen e.V.) sein, um von den Kostenträgern anerkannt zu werden.
  • muss eine Unfallversicherung für die Mitglieder der ambulanten Herzgruppe abschließen.
  • muss nachweislich anerkannt und/oder zertifiziert sein. Die dazu notwendigen Unterlagen können bei der Geschäftsstelle des jeweiligen Landesverbandes angefordert werden.
  • beantragt eine IK-Nummer bei der Arbeitsgemeinschaft Institutionskennzeichen Alte Heerstraße 111, 53757 Sankt Augustin, Tel.: 02241-231 12 75.

Erforderlich ist weiterhin

  • vertragliche Bindung mit einem Arzt zur Betreuung der Herzgruppe. Der Arzt muss immer bei den Übungseinheiten dabei sein. Günstig sind zwei oder mehrere Ärzte, damit die Übungseinheiten immer garantiert werden können.
  • ein qualifizierter Überleiter, der einen Nachweis einer Sonderlizenz für Übungsleiter bei Herzgruppen hat. Diese Lizenz muss alle zwei Jahre erneuert werden.
  • das Vorhandensein eines Defibrillators und die erforderliche Notfallausrüstung bei jeder Übungsveranstaltung. Empfohlen wird ein netzunabhängiger AED.
  • Sind die genannten Voraussetzungen erfüllt, wird der Leistungserbringer über den Landesverband bei den Kostenträgern angemeldet. Erst mit dieser Anmeldung hat er die Möglichkeit, die ärztlichen und vom Kostenträger bestätigten Verordnungen zum ambulanten Rehabilitationssport abzurechnen.

Räumliche Voraussetzungen / Ausstattung

Die räumlichen Anforderungen entsprechen folgenden Kriterien. Pro Patienten sollte eine Raumgröße von mindestens 5 m² eingehalten werden und die Deckenhöhe nicht niedriger als 2,50 m betragen. Bei beispielsweise 12 Teilnehmern entspräche dies einer Raumgröße von mindestens 60 m². Umkleidekabinen und sanitäre Anlagen sind kostenfrei bereitzustellen.

Die Herzgruppen müssen eine Notfallausrüstung bestehend aus Notfallkoffer und netzunabhängigen Defibrillator bereithalten und sollten über folgende Mindestausstattung verfügen:

  • Turnmatten; Therabänder, Bälle, Gewichtsmanschetten unterschiedlicher Stärken
  • Pezzibälle, Matten, Luftpolster-Sitzkissen etc. für ein Koordinationstraining
  • Hocker oder Bank für Pausen und Übungseinheiten im Sitzen

Darüber hinaus aufgrund der positiven Effekte auf die Herz-Kreislauftätigkeit und evidenzbasierten Wirkungen wünschenswert:

  • Ergometer / Laufband für ein Ausdauertraining (Intervall- oder Dauermethode)
  • Seilzug / Butterfly / Beinstemme für medizinische Trainingstherapie an Kraftgeräten

Teilnehmergewinnung

Teilnehmende können Sie über die umliegenden Arztpraxen gewinnen. Viele Ärzte freuen sich über die Möglichkeit, ihren Patienten in einer Herzgruppe eine sichere und effektive Therapie zu ermöglichen. Informieren Sie die Ärzte in der Umgebung über das Angebot. Viele Ärzte kennen den Rehasport in Herzgruppen noch nicht. Wenn Sie über den DGPR-Landesverband zertifiziert sind werden auch die Rehakliniken Patienten zu Ihnen schicken. Um eine Vergütung der Teilnahme an der Herzgruppen zu erreichen muss die Gruppe zertifiziert sein. Die Finanzierung der Herzgruppe erfolgt über die Vergütung der Reha-Träger, den (freiwilligen) Vereinsbeitrag und Sponsoren.