Nach dem oft sehr einschneidenden Ereignis einer Herzerkrankung, z.B. einem Herzinfarkt, oder einem Eingriff am Herzen, z.B. eine Bypass-Operation, bleibt bei Betroffenen oft Angst und Unsicherheit zurück, wie es denn nun weitergehen soll. Drohen Einschränkungen im Beruf, in der Partnerschaft? Wie soll langfristig alles wieder besser werden? All diese und viele andere Fragen beschäftigen die Betroffenen, aber auch ihre Angehörigen oft intensiv und führen nicht selten zu einer erheblichen Einschränkung ihrer Lebensqualität. Die Suche nach Information, umfassender Aufklärung hinsichtlich der eigenen Erkrankung und dem richtigen Umgang mit ihr, aber auch die Suche nach emotionaler Unterstützung und nach dem Gespräch mit Menschen, die das eigene Schicksal teilen, führt nicht immer zu zufriedenstellenden Antworten und Ergebnissen. Und genau hier leisten Selbsthilfegruppen einen großen Beitrag. Sie sind der ideale Ort, um Gleichgesinnte zu treffen, um Erfahrungen auszutauschen, im Hinblick auf den Umgang mit der eigenen Erkrankung dazuzulernen und einfach auch nur Sorgen und Ängste zu teilen.
Der LVS/PR engagiert sich aktiv in der Selbsthilfeförderung und ist bestrebt, das Netz der Selbsthilfegruppen für Herz-Kreislauferkrankungen in Sachsen kontinuierlich weiter auszubauen. Wir beraten und unterstützen Sie gerne als Betroffene und/oder Angehörige, wenn Sie Interesse haben, eine Selbsthilfegruppe für Herz-Kreislauferkrankungen zu gründen oder wenn Sie auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe sind.
Hier finden Sie weitere Informationen und interessante, hilfreiche Links rund um die Thematik „Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen“ in Sachsen.
Häufige Fragen zur Selbsthilfe
Was ist eigentlich eine Selbsthilfegruppe?
Der „Leitfaden Selbsthilfeförderung“ des GKV Spitzenverbandes definiert eine Selbsthilfegruppe wie folgt:
„Unter gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen werden freiwillige Zusammenschlüsse von betroffenen Menschen verstanden, deren Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung von Krankheiten, Krankheitsfolgen und/oder auch psychischer Probleme richten, von denen sie entweder selbst oder als Angehörige betroffen sind. Sie werden nicht von professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (z. B. Ärztinnen und Ärzten, anderen Gesundheits- oder Sozialberufen) geleitet. Dies schließt eine gelegentliche Hinzuziehung von Experten zu bestimmten Fragestellungen nicht aus.“
Damit ist klar: Eine Selbsthilfegruppe ist weitaus mehr als ein „Stuhlkreis“ oder ein „Kaffeekränzchen“ von Betroffenen und/oder ihren Angehörigen. Es geht darum, sich in dieser selbstbestimmten Gruppe gegenseitig emotionale Unterstützung zu geben, sich im Austausch Zugang zu einer besseren Informationslage hinsichtlich seiner Erkrankung zu verschaffen und evtl. auch die gemeinsame Interessenvertretung auszubauen. Und nicht zuletzt liegt genau in diesem Gruppengefüge eben auch über die gemeinsame Freizeitgestaltung eine ganze Menge Spaß.
Was geschieht in einer Selbsthilfegruppe?
Die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe haben ein ähnliches gesundheitliches Problem oder ähnliche spezielle gesundheitliche Herausforderungen in ihrem Leben. Bei regelmäßigen Treffen tauschen sie sich dazu aus, informieren sich gegenseitig und erzählen sich z.B. auch von ihren persönlichen Erfahrungen und emotionalen Erlebnissen oder Nöten. Konkrete Vorgaben für den Ablauf einer Gruppenstunde gibt es nicht. Auch die Dauer einer Gruppenstunde ist unterschiedlich, viele Gruppen haben jedoch eine Dauer von ca. 2 – 2,5 Stunden. Ergänzend zu den Gruppentreffen machen Selbsthilfegruppen teils auch gemeinsame Freizeitunternehmungen, z.B. Ausflüge oder Besuche kultureller Veranstaltungen.
Ein entscheidender Grundsatz der Selbsthilfegruppen ist immer: Was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe!
Folgende grundlegenden Merkmale kennzeichnen darüber hinaus die Abläufe in einer Selbsthilfegruppe:
- Zuhören.
Es gilt, sich gegenseitig aussprechen zu lassen und andere beim Sprechen nicht zu unterbrechen. - Nehmen und Geben.
Die Gruppe lebt davon, dass jeder sich einbringt und sowohl anderen zuhört, aber auch eigene Erfahrungen und Informationen einbringt. Dies heißt jedoch nicht, dass jeder sich immer öffnen muss. Oft ist es für Betroffene zunächst hilfreich, einfach nur zuhören und dabei sein zu können, ohne die eigene Situation gleich preisgeben zu müssen. - Unter-sich-Sein.
Selbsthilfegruppen arbeiten selbstbestimmt. Das heißt, dass sie nicht ärztlich, therapeutisch oder von anderen Experten angeleitet werden. Dennoch werden hin und wieder für Fachvorträge Experten zu den Gruppentreffen eingeladen. - Gleichberechtigung.
In einer Selbsthilfegruppe sind alle gleichgestellt. Jeder und jede kann Leitungs- und Arbeitsaufgaben übernehmen. - Freiwilligkeit.
Selbsthilfe basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Jeder kommt aus eigenem Antrieb in die Gruppe und kann durch nichts und niemanden dazu gedrängt oder gar gezwungen werden. - Regelmäßig und dauerhaft.
Oft finden Gruppentreffen wöchentlich, 14-tägig oder monatlich statt. Das Gruppengefüge wird durch die regelmäßige und dauerhafte Teilnahme der Mitglieder wesentlich gestärkt und alle profitieren davon. Nicht zuletzt entstehen auf diese Weise jahrelange Freundschaften. - Geschützter Raum.
Die Selbsthilfegruppen nutzen für die Treffen gerne einen geschützten Raum. Dort ist man unter sich und die teils sensiblen Informationen dringen nicht nach draußen. - Kostenfrei.
Prinzipiell ist die Teilnahme an Treffen von Selbsthilfegruppen kostenfrei, da Selbsthilfegruppen keinen Gewinn erzielen. Es kann jedoch sein, dass z.B. die Kosten für den Raum auf die Gruppenmitglieder umgelegt werden. - Passende Größe.
Für Selbsthilfegruppen haben sich Gruppengrößen von ca. 6 bis 12 Mitgliedern bewährt. In diesem Rahmen ist ein konzentrierter Austausch möglich.
Was gewinnt man persönlich durch eine Selbsthilfegruppe?
Durch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe kann man in vielerlei Hinsicht profitieren. Zum Beispiel kann das sein:
- Gegenseitige emotionale Unterstützung und Motivation
- Die Menschen in Selbsthilfegruppen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand, überwinden gemeinsam mit anderen Betroffenen ihre spezifischen Probleme und übernehmen Verantwortung für ihre eigene Lebenssituation.
- Mitglieder von Selbsthilfegruppen sind Experten in eigener Sache und verfügen gemeinsam über ein hohes Maß an „Laienkompetenz“.
- Nutzen von Erfahrungen anderer Betroffener und Weitergabe eigener Erfahrungen
Wie gründet man eine Selbsthilfegruppe?
Selbsthilfegruppen entstehen meist aus dem Kreis der Betroffenen heraus, aus dem Bedürfnis, sich selbst gemeinsam zu helfen. Prinzipiell können Selbsthilfegruppen daher von Betroffenen oder Angehörigen jederzeit gegründet werden.
Empfehlenswert ist, die grundlegende Struktur festzulegen (Raum, Zeit, Häufigkeit der Gruppentreffen, …), Gleichgesinnte dazu einzuladen und sich gemeinsam über die Grundsätze, die für Gruppentreffen gelten sollen, zu verständigen.
Für Selbsthilfegruppen gibt es Fördermöglichkeiten. Hierzu informiert ausführlich die LAKOS Sachsen: https://www.selbsthilfe-sachsen.de/
Selbsthilfegruppen finden
Sie sind auf der Suche nach einer bereits bestehenden Selbsthilfegruppe mit Bezug zu kardiologischen Erkrankungen?
Auf dieser Seite der Deutschen Herzstiftung finden Sie die Möglichkeit, eine wohnortnahe Gruppe zu suchen: Herzselbsthilfegruppen
Anbieter von Selbsthilfegruppen im Bereich Kardiologie
Engagement für psychokardiologisch ausgerichtete Selbsthilfegruppen, Informationen zu psychokardiologischen Themen, auch Video-Aufzeichnungen mit Fachvorträgen:
Engagement für Selbsthilfegruppen, vor allem für Patienten mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz):
Verein Herzschwäche Deutschland
Engagement für Selbsthilfegruppen, vor allem für Patienten mit Kunstherzen und mit der Möglichkeit, sich in eine Whatsapp-Gruppe eintragen zu lassen und so bundesweit am Austausch von Gruppenmitgliedern teilzunehmen:
Wichtige Portale und Institutionen der Selbsthilfe in Sachsen
BAG Selbsthilfe: Portal „Selbsthilfe der Zukunft“
- Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG SELBSTHILFE) ist die Vereinigung der Selbsthilfeverbände behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen in Deutschland.
- Die Projekte „Aktive Mitglieder gesucht – Zielgruppenorientierte Nachwuchsgewinnung in der gesundheitlichen Selbsthilfe“ und „Selbsthilfe der Zukunft“ wurden im Zeitraum vom 01.11.2016 bis zum 30.04.2022 von der BAG SELBSTHILFE mit einer Förderung durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und der BARMER durchgeführt.
- Interaktive Webseite, die sich ganz dem Thema der Mitgliedergewinnung und -aktivierung für Selbsthilfegruppen widmet und die Möglichkeit bietet, übersichtlich durch die zahlreichen Ergebnisse des Projektes zu navigieren. Dort ist eine Vielzahl an Handreichungen, Mustervorträgen und anschaulichen Arbeitshilfen zu finden.
Portal „Selbsthilfe der Zukunft“
Herz ohne Stress
- Dachorganisation von derzeit 110 Selbsthilfeverbänden behinderter und chronisch kranker Menschen und ihren Angehörigen in Bayern
- vertritt deren Interessen in der Gesundheits- und Sozialpolitik sowie in der Politik für Menschen mit Behinderung
- bietet Unterstützung und Information für Selbsthilfeverbände und -organisationen auf Landesebene
- Der LVS/PR ist kooptiertes Mitglied der LAG Selbsthilfe.
LAKOS Sachsen
- Einrichtung zur landesweiten Vernetzung und Unterstützung der Selbsthilfe im Gesundheits- und Sozialbereich in Sachsen
- Bereitstellung von Informationen rund um das Thema Selbsthilfe
- Vernetzung von Selbsthilfe und Fachleuten im Sozial- und Gesundheitsbereich
- Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Selbsthilfeunterstützung
Selbsthilfeakademie Sachsen
- Beratung, Begleitung und Unterstützung im Bereich Selbsthilfegruppen
- Vermittlung in Selbsthilfe
- Starthilfe beim Aufbau neuer Initiativen
- Lobbyarbeit für Selbsthilfegruppen und -organisationen
https://www.selbsthilfeakademie-sachsen.de/service/selbsthilfekontaktstellen/