Ärztliche Betreuung von ambulanten Herzgruppen

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Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR), Autoren: H. Wienbergen et al. (2020)

Es wird somit zunehmend schwierig, Ärzte zur Beaufsichtigung ambulanter Herzgruppen zu gewinnen, was zu Wartezeiten für die Patienten und zu einer Unterversorgung bezüglich Herzgruppen führt. Es gibt deshalb seit einiger Zeit Bestrebungen, neue Kriterien für die ärztliche Betreuung ambulanter Herzgruppen zu entwickeln.

Eine Vielzahl von Studien belegt, dass eine optimale und nachhaltige Einstellung von Risikofaktoren nach kardiovaskulären Ereignissen die Morbidität und Mortalität der Patienten reduziert. Körperliche Aktivität spielt dabei eine entscheidende Rolle: In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde erkannt, dass körperliches Training ein wichtiges Therapieprinzip in der kardiovaskulären Rehabilitation ist, das mit einer Vielzahl von positiven Effekten bei kardiovaskulären Erkrankungen verbunden ist, wenn es richtig dosiert eingesetzt wird. Leider zeigen aktuelle Versorgungsstudien aber, dass die langfristige Einstellung der Risikofaktoren bei kardiovaskulären Patienten insuffizient ist. Nach kardiovaskulären Ereignissen werden die Risikofaktoren durch eine kurzzeitige Rehabilitationsmaßnahme zumeist optimiert, dann gerät die Prävention und Nachsorge im häuslichen Umfeld aber wieder zunehmend in Vergessenheit, was in einer Verschlechterung der modifizierbaren Risikofaktoren im Langzeitverlauf resultiert. Es scheint daher besonders wichtig zu sein, die sog. Phase-III-Rehabilitation (nach Weltgesundheitsorganisation), also die langfristige Prävention und Nachsorge am Wohnort, zu optimieren.


Studiendaten zu Nutzen und Risiko von körperlichem Training in Herzgruppen

Internationale Studiendaten zeigen, dass kardiovaskuläre Rehabilitation mit einem Fokus auf Bewegungstherapie die
Prognose von kardiovaskulären Patienten verbessert.

Speziell zu ambulanten Herzgruppen in Deutschland gibt es eine Fall-Kontroll-Studie, die bei Teilnehmern von Herzgruppen eine Besserung der kardialen Leistungsfähigkeit um 50 %, eine Verringerung der kardiovaskulären Morbidität um 54% und eine Reduktion der Behandlungskosten um 47% über einen Beobachtungszeitraum
von 7,5 Jahren nachweisen konnte. Es wurde mehrfach gezeigt, dass bezüglich der Trainingsform insbesondere die Kombination aus Ausdauer- und dynamischem Krafttraining für kardiovaskuläre Patienten sehr effektiv ist,
sodass ein kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining durch internationale Fachgesellschaften empfohlen wird. Die Autoren dieses Positionspapieres fordern deshalb eine Integration von Kraft-/Gerätetraining in das Bewegungsprogramm von Herzgruppen, was bisher noch nicht praktiziert wird.

Den positiven Effekten der ambulanten Herzgruppen steht das potenzielle Risiko von kardiovaskulären Zwischenfällen bei körperlicher Aktivität entgegen, dabei sind insbesondere Koronarischämien, Herzrhythmusstörungen und –wenn auch selten– der plötzliche Herztod zu nennen. Die berichtete Rate tödlicher Zwischenfälle nahm im Verlauf der letzten Jahrzehnte kontinuierlich ab; dies ist insbesondere auf die zunehmend guten Behandlungsmöglichkeiten kardiovaskulärer Erkrankungen mit kompletter Revaskularisation und optimaler medikamentöser Therapie zurückzuführen.

Aus diesem Grund wurden nach einem Konzept der DGPR die „Herzinsuffizienzgruppen“ entwickelt. In diesen besonderen Herzgruppen sollen Patienten mit einem hohen Ereignisrisiko betreut werden. „Herzinsuffizienzgruppen“ werden von weitergebildeten Ärzten und von Herzgruppenleitern betreut, die ein spezielles Ausbildungscurriculum absolviert haben, damit eine gezielte Betreuung der Patienten gewährleistet werden kann.


Neuregelung des Rehabilitationssports und Funktionstrainings

Nachzulesen in der neuen BAR Rahmenvereinbarung vom 01.01.2022


Auszug aus PDF: Ärztliche Betreuung von ambulanten Herzgruppen -Positionspapiere-; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Autor:

Prof. Harm Wienbergen Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung am Klinikum Links der Weser, Stiftung Bremer Herzen